In der Psychologie ist Apperzeption „der Prozess, durch den neue Erfahrung assimiliert und durch das Residuum vergangener Erfahrungen eines Individuums transformiert wird, um ein neues Ganzes zu bilden.“ Kurz gesagt, es geht darum, neue Erfahrungen in Bezug auf vergangene Erfahrungen wahrzunehmen. Der Begriff findet sich in den frühen Psychologien von Herbert Spencer, Hermann Lotze und Wilhelm Wundt. Es bedeutet ursprünglich, die Schwelle ins Bewusstsein zu überschreiten, d. H. wahrzunehmen. Aber die Wahrnehmung wird verändert, wenn man das Bewusstsein erreicht, aufgrund der kontextuellen Präsenz des anderen Materials, das bereits da ist, also wird es nicht wahrgenommen, sondern apperceived.
Nach Johann Friedrich Herbart ist Apperzeption der Prozess, durch den ein Aggregat oder eine „Masse“ von Vorstellungen systematisiert wird (Apperzeptions-System) durch die Akkretion neuer Elemente, entweder sinnlich gegeben oder Produkt des Innenlebens des Geistes. Er betont also in der Apperzeption die Verbindung mit dem Selbst als Ergebnis der Summe der vorangegangenen Erfahrung. Der Lehrer soll sich also in der Erziehung voll und ganz mit der geistigen Entwicklung des Schülers vertraut machen, damit er von dem, was der Schüler bereits weiß, vollen Gebrauch machen kann.
Der Apperzeptionsbegriff wurde auch von A. Adler untersucht, auf dessen Grundlage er bestimmte Wahrnehmungsprinzipien erklärt. Ein Kind nimmt verschiedene Situationen nicht so wahr, wie sie tatsächlich existieren, sondern anhand der Vorurteile aufgrund seiner persönlichen Interessen, dh gemäß seinem persönlichen Apperzeptionsschema.
Apperzeption ist also ein allgemeiner Begriff für alle geistigen Vorgänge, in denen eine Darstellung mit einer bereits vorhandenen und systematisierten geistigen Vorstellung in Verbindung gebracht und dadurch klassifiziert, erklärt oder, mit einem Wort, verstanden wird; z.B. wird eine neue wissenschaftliche Erscheinung im Lichte bereits analysierter und klassifizierter Erscheinungen erklärt. Das ganze intelligente Leben des Menschen ist bewußt oder unbewußt ein Apperzeptionsprozeß, insofern jeder Akt der Aufmerksamkeit den Apperzeptionsprozeß einschließt.
ExampleEdit
Ein reiches Kind und ein armes Kind, die zusammen gehen, stoßen auf den gleichen Zehn-Dollar-Schein auf dem Bürgersteig. Das reiche Kind sagt, es sei nicht viel Geld, und das arme Kind sagt, es sei viel Geld. Der Unterschied liegt darin, wie sie dasselbe Ereignis wahrnehmen – die Linse vergangener Erfahrungen, durch die sie das Geld sehen und bewerten (oder abwerten).