Konzepte und Kontroversen
Katelin Bowes, Jill Fikowski und Melanie O’Neill, PhD
Nachgedruckt aus „Trauma und Viktimisierung“ Ausgabe von Visions Journal, 2007, 3 (3), p. 7
Menschen, die mit oder in der traumata können eine Reihe von emotionalen Reaktionen erfahren. Die Sorge um die Opfer von Traumata am Arbeitsplatz und im Zusammenhang mit Katastrophen hat zu einer zunehmenden Beliebtheit von Frühinterventions- und Präventionsstrategien geführt.
Critical Incident Stress Debriefing (CISD) ist eine solche Strategie. CISD wurde ursprünglich von Dr. Jeffrey Mitchell entwickelt, um die akuten Stressreaktionen von Rettungskräften zu lindern.1 Ein kritischer Vorfall ist jedes Ereignis, mit dem das Notfallpersonal konfrontiert ist und das starke emotionale Reaktionen hervorrufen kann, die seine Funktionsfähigkeit beeinträchtigen könnten.1 CISD hofft, dass eine sofortige Intervention nach einem traumatischen Ereignis verzögerte Stressreaktionen beseitigt oder zumindest reduziert.1
CISD ist eine Intervention, die von ausgebildeten psychiatrischen Fachkräften durchgeführt wird, entweder in Gruppen- oder Einzelform. CISD ermutigt traumatisierte Personen, ihre Gedanken und Gefühle über den kritischen Vorfall zu teilen, mit dem Ziel, das Trauma zu verstehen.2 Neben der Beruhigung und Unterstützung durch das medizinische Fachpersonal werden auch Ressourcen und Informationen zu praktischen Bewältigungsstrategien angeboten.1
Die Nachbesprechung erfolgt in der Regel zwei bis drei Tage nach dem traumatischen Ereignis und kann drei bis fünf Stunden dauern. Debriefing-Antworten werden heute in vielen Schulen als Standard empfohlen, Arbeitsplätze und Regierungsorganisationen. Zum Beispiel erhalten Menschen, die Zeuge von Gewalt am Arbeitsplatz oder in der Schule werden, häufig eine Nachbesprechung.
Kontroverse zwischen Debriefing und mehr klinisch etablierten Therapien, wie kognitive Verhaltenstherapie, wurde weithin diskutiert. Da es schwierig ist, die Wirksamkeit von CISD nachzuweisen, dürfte die Debatte noch andauern.3
Es gibt nur begrenzte wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit von CISD. Das ungetestete Denken hinter CISD ist, dass eine frühzeitige Intervention bei Traumata mehr chronische psychische Störungen reduzieren kann.4 Während einige Befunde die Verwendung von CISD nach einem traumatischen Ereignis unterstützen und darauf hindeuten, dass es ein wirksames Instrument der Krisenintervention sein kann,5 gibt es wenig direkte Beweise für seine Verwendung zur Verringerung oder Vorbeugung zukünftiger psychischer Symptome.
Es gibt jedoch Hinweise aus Studien, die zeigen, dass Personen, die CISD erhielten, tatsächlich schlechter abschnitten als diejenigen, die keine Intervention erhielten.6-7 Was könnte für diese Ergebnisse verantwortlich sein? Eine Kritik an CISD ist, dass es die „natürliche emotionale Verarbeitung“ verhindern kann, die auf ein traumatisches Ereignis folgt.8 CISD kann auch unbeabsichtigt dazu führen, dass Trauma-Überlebende sich stark auf Angehörige der Gesundheitsberufe verlassen und folglich die Unterstützung von Familie und Freunden umgehen.8 Tatsache ist, dass viele Trauma-Überlebende trotz der anfänglichen Bandbreite an Stressreaktionen ihre Symptome innerhalb von drei Monaten nach dem Ereignis ohne jeglichen Eingriff vollständig abgeklungen haben.9
Gegenwärtig fördern persönliche Zeugnisse weitgehend die Verwendung und Popularität von CISD.10-11 Um die weitere Anwendung zu unterstützen, müssen Forscher die Wirksamkeit von CISD wissenschaftlich untersuchen. Sie müssen angemessene Kontrollgruppen verwenden (eine Vergleichsgruppe von Teilnehmern, die die untersuchte Behandlung nicht erhalten, oft als Placebogruppe oder „Zuckerpille“ bezeichnet). Sie müssen die Auswirkungen von CISD auf verschiedene Gruppen traumatisierter Menschen nachverfolgen und untersuchen. Die Ziele für den Einsatz von CISD müssen ebenfalls überprüft werden,10 um sicherzustellen, dass die langfristige psychologische und emotionale Genesung des traumatisierten Individuums an erster Stelle steht.
Über die Autoren
Katelin ist Studentin im vierten Jahr am Malaspina University-College und studiert Psychologie und Soziologie. Sie plant einen Master-Abschluss in Sprachpathologie.
Jill studiert im dritten Jahr bei Malaspina. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und plant eine Abschlussarbeit in klinischer Psychologie, die sich auf Substanzkonsum und gleichzeitig auftretende Störungen spezialisiert. Melanie ist eine registrierte Psychologin und Professorin an der Malaspina, mit klinischem und Forschungsinteresse an posttraumatischen Belastungsstörungen und Zwangsstörungen.
Fußnoten:
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Mitchell, JT (1983). Wenn eine Katastrophe eintritt … der Critical Incident Stress Debriefing-Prozess. Zeitschrift für Notfallmedizin, 8 (1): 36-39.
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Mitchell, JT & Everly, GS (1997). Die wissenschaftliche Evidenz für Critical Incident Stress Management. Zeitschrift für Notfallmedizin, 22 (1): 86-93.
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